Dienstag, 6. Juli 2021

Amplifikation zur Autosymbolik (Ursula Eschenbach: Das Symbol im therapeutischen Prozeß bei Kindern und Jugendlichen, 1978)

 Das Auto ist ein modernes Symbol, über das in der einschlägigen Literatur noch wenig zu finden ist. Dabei spielt es im kindlichen Spiel wie in den Träumen der Erwachsenen eine außerordentlich große Rolle. 

Der Bedeutungsgehalt dieses Symbols ist sehr vielfältig. Als Renommierobjekt kann das Auto die Persona symbolisieren. Andererseits meint von Franz, es könne zum Brennpunkt von Animaprojektionen vieler Männer werden, denn es werde gestreichelt und verwöhnt wie eine anspruchsvolle Geliebte. Er ermöglicht Fortbewegung (Progression) und damit auch Veränderung (Wandlung). Es symbolisiert Kräfte, welche die des Menschen - psychologisch gesprochen: des Ich - um ein vielfaches übertreffen. "So ist das Auto ein Symbol für die psychischen Energien des Nicht-Ich, der Trieb- und Antriebskräfte, die einerseits das Ich zur Erreichung seiner bewussten Strebungen sinnvoll nutzen kann, die aber auch andererseits das Ich versklaven, zerstören und inflationieren können." (H. Dieckmann). Das Auto bietet die Möglichkeit zu ganzheitlichen Projektionen und Identifikationen und kann damit zum Selbstsymbol werden. Letzteres kommt auch darin zum Ausdruck, dass das Auto die Gegensätze des Phallisch-Männlichen und des Bergend-Weiblichen in sich vereinigt: Die Form, besonders ausgeprägt bei Sport- und Rennwagen, und die Dynamik ist phallisch, das Auto ist mit "Stoßstangen" ausgerüstet und man kann damit Zusammenstöße machen oder sonstwo drauf-"bumsen", während der Innenraum in starkem Maße das -freilich oft trügerische - Gefühl der Geborgenheit vermittelt (vgl. auch H. Dieckmann, S. 22 und 25).